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Letzter Auftritt und erstes Resume

Vom vor 2 Jahren

Der letzte Workshop war der beste: Spielen im DaF-Unterricht. Mein Lieblings-Zimmer, das einzige mit beweglichen Tischen, war wieder voll, mittlerweile habe ich treue Fans, ich habe nur fünf Spiele vorstellen und spielen können (Bingo, Verflixte 1, Kim-Spiel, Grammatik-Formen würfeln), da war die Zeit schon rum. Das betraf im Grunde alle Workshops.

Dann habe ich heute noch einige Abschlussformalitäten erledigt, z.B. Papiere, die die Unterschrift und den Stempel des Uni-Rektorats benötigen. Außerdem besprochen, dass mein Auftrag erledigt ist und in dieser Form keiner Fortsetzung bedarf. Aber: Der Lehrstuhl (d.i. Sanakulov und Zamira) darf mich beim SES-Büro namentlich anfordern, wenn er sich über einen weiteren sinnvollen Einsatz Gedanken gemacht hat.

Heute Abend wurde ich offiziell verabschiedet. Dazu gingen wir um sechs Uhr zu sechst in ein sehr großes modernes Restaurant, in dem interessanter Weise nur junge Frauen mit ihren Kindern zu Gast waren. Wo sind die Männer um diese Zeit? Dazu läuft eine sehr laute Musik, die sich im Laufe des Abends noch steigerte. Also gab es keine langen Reden, ich konnte endlich meine Tübinger Mitbringsel überreichen und um acht Uhr brachen wir wieder auf.

Gelegenheit für ein Fazit: Ich habe in diesen drei Wochen sechs Präsentationen (mit und ohne Übungen) gehalten und drei Workshops durchgeführt. Des Weiteren acht oder neun Hospitationen und Nachgespräche absolviert. Fast jeder Lerngruppe habe ich Rede und Antwort gestanden, wobei das oft auf sprachlich sehr niedrigem Niveau ablief. Aber es ging immer lustig zu und endete oft mit einem Gruppenfoto.

Das Campus-Presse-Team war zwei Mal dabei und berichtete. Zamira bat mich um einen Aufsatz über PISA für eine pädagogische Fachzeitung in Usbekistan, daran arbeite ich in meinen freien Stunden.

Es fiel mir immer wieder schwer, von Studenten und nicht von Schülern zu sprechen, weil sie mir so jung vorkommen und das Sprachniveau meistenteils einer Anfängerklasse entspricht. Die Aufgabe der Pädagogischen Universität besteht größtenteils darin, die Studenten und angehenden DeutschlehrerInnen in der Fremdsprache auf ein A2/B1-Niveau zu bringen. Dabei steht der Erwerb landeskundlicher und linguistischer Kenntnisse auch im Curriculum, der Workshop zur Visualisierung von Grammatik-Regeln zeigte mir, dass die TeilnehmerInnen – im Gegensatz zu den Deutsch-ReferendarInnen am Seminar Stuttgart – keinen theoretischen Input benötigten um z.B. das Satzfelder-Modell oder die Plural-Formen zu visualisieren.

Ein sehr deutlicher Bedarf zeigt sich im Bereich Konversation: Ich habe den Eindruck, dass die Deutsch-LernerInnen so auf korrekte Grammatik und Satzbildung getrimmt werden, dass sie beim flüssigen und spontanen Kommunizieren fast blockiert sind.

Die Lehrenden sind mehrheitlich jung, erst wenige Jahre an dieser Uni, haben C1-Zertifikate und teilweise längere Deutschland-Aufenthalte absolviert. Sie können durchaus als Sprachmodell dienen, der Unterricht jedoch ist kleinschrittig und eng an den Vorgaben der Lehrbücher orientiert, was durchaus sinnvoll ist. Aber mein Ratschlag nach jeder Hospitation lief darauf hinaus, das Grundmodell des kooperativen Lernens (think – pair – share) auszuprobieren und nicht immer sofort in das Auswertungsgespräch mit der ganzen Lerngruppe einzusteigen. Stattdessen sollen sie den Studenten bei jeder Aufgabe mehr Zeit zum Denken und mehr Gelegenheit zum Partnergespräch geben.

Aber Zeit scheint das Problem zu sein: Ein Kurs umfasst in der Regel zwei Doppelstunden pro Woche, die Progression ist hoch.

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