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In den Bergen

Vom vor 2 Jahren

Am Vormittag eine Unterrichtshospitation, darin ging es um „Spezialitäten in deutschen Regionen“, Ba-Wü und Spätzle kamen darin leider nicht vor. Vielleicht doch etwas zu speziell. Danach bekam ich endlich mein Taschengeld für den Aufenthalt ausbezahlt, 1 680 000 SUM, also 8 Euro pro Tag. Morgen lade ich die deutschen Praktikantinnen zum Plov-Essen ein, es ist deren letzter Tag.

Am Nachmittag lädt Lehrstuhlinhaber Sanakulov uns fünf Deutsche in den MiniVan seiner Frau – er selbst fährt ein kleines Auto – und wir fahren in die Berge, also in Richtung Osten.

Nachdem wir uns aus der Stadt und den Vorstädten hinausgequält haben, kommen wir in ländlicheren Raum und schließlich ins Offene. Auf Wunsch der Praktikantinnen sollte zuerst gegessen und dann weitergefahren werden, also halten wir in einem Dorf und folgen einem Herrn, der am Straßenrand mit einen Wedel winkt und uns zum Parkplatz eines Restaurants führt. Das ist sein Job: An der Straße stehen und winken. Das Restaurant ist Herrn Sanakulov bekannt und ist eigentlich eine Gartenlandschaft, die in Stufen zum Fluss hinunterführt, links und rechts vom Weg stehen kleine Zelte mit Tisch und Liegefläche (wie in Teestuben), unten am Fluss steigen wir in ein solches Zelt hinein und lassen uns im Schneidersitz um den Tisch nieder. Den Mädchen macht das wenig aus, uns Älteren etwas mehr. Dann wird nach und nach das volle Programm aufgetischt: Tomaten-Zwiebel-Gurken-Salat, Soßen, Fladenbrot, schließlich Fleischspieße, dazu Tee. Wir unterhalten uns gut, das Gespräch ist lebhaft – zum Beispiel über das Essen von Fleisch – , aber die Beine sterben allmählich ab.

Dann geht es wirklich in die Berge und zwar in ein ehemaliges Silberabbaugebiet (Kumush koni). Wir gelangen durch ein bewachtes Tor auf eine Straße, die steil in die Höhe führt und vor einem weiteren Tor endet, wo wir aussteigen und auf einem befestigten Fußweg weiter bergan steigen bis zu einem Tempel und von dort noch ein bisschen höher zur dazugehörigen Aussichtsplattform. Wir sind noch nicht auf dem Berg, aber doch schon schön hoch und haben einen tollen Blick auf die hier schon sehr herbstliche Landschaft und die fast völlig kahlen Berge.

Die Sonne ist am Untergehen, die Umrisse sind dadurch noch etwas schärfer und wir kommen – vielleicht durch die Tempelanlage oder die Natur angeregt – in ein richtiges Religionsgespräch. Die Praktikantinnen haben einen freikirchlichen Hintergrund, der männliche Praktikant, Halit ist türkisch-stämmig und Herr Sanakulov ist Moslem (und was bin ich?). Da kommt schon einiges an Stimmen zusammen.

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