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Ein langer Tashkent-Tag

Vom vor 2 Jahren


Ursprünglich wollte ich mit dem Zug nach Tashkent fahren. Dann meinte Zamira, dass Vasira und Muhriddin, zwei 7.-Semester mich sehr gerne begleiten und führen würden, da konnte ich nicht nein sagen. Ich kenne beide seit den ersten Tagen, sie waren am Anfang sehr hilfreich und suchen auch meine Nähe, um ihr Deutsch zu praktizieren.

Um 10 Uhr trafen wir uns vor dem Wohnheim-Gelände, suchten uns ein Taxi und ließen uns nach T. zum TV-Tower (360 m) fahren. Den besuchten wir als ersten und schauten uns die Stadt von oben an. Sie hat über 2 Millionen Einwohner, am Horizont sieht man Schnee-bedeckte Gebirgszüge. Der höchste Berg des Landes liegt im Osten und hat 4640 m (Hazrat Sulton). Unterhalb des TV-Tower erstreckt sich ein weitläufiger Park, durch den ein Fluss geleitet ist. Dort befindet sich auch das „Haus der Schriftsteller“, das wir besuchten: Es ist vor allem den Schriftstellern und Künstlern gewidmet, die in den Jahren 1929-37 auf vielerlei Weise Opfer der Stalin’schen Säuberungen geworden waren.

Zu Mittag essen wir P(a)lov in einem Imbiss am Straßenrand, dann geht es mit der Metro in die Stadt und zum lokalen Basar Chorsu. Der ist erwartungsgemäß gigantisch, besonders beeindruckend ist die Halle, ein Rundbau mit einer riesigen Kuppel. Die Mengen und die Vielzahl der angebotenen Lebensmittel sind überwältigend, darunter viel Unbekanntes. Vasira und Muhriddin lassen sich nicht davon abhalten, mir einiges davon zu kaufen: Getrocknete Weintrauben (keine Rosinen!), Äpfel, Honig, frisch gepresster Granatapfelsaft, Xumo (Kaki), Kurt (getrocknete salzige Quarkkugeln).

Dann zurück in die Metro, in der sich Samstagnachmittag unglaubliche Menschenmengen transportieren lassen. Hier gibt es uniformiertes Personal, welches die Menschentrauben in die U-Bahntüren schiebt, damit diese zugehen. Wir fahren zum Nationalpark und statten dem Denkmal des Amir Temur (Tamerlan, mongolischer Herrscher, 14. Jh) einen Besuch ab, bevor es dunkel wird.

Zurück in die völlig überfüllte Metro und hinaus zum Maxim-Gorki-Platz, wo der Kampf um eine „Mitfahrgelegenheit“ beginnt. Das geht so: Man stellt sich auf einer sehr belebten Ausfallstraße an die Straße und hält die Hand in die Straße. Dumm nur, dass dies Hunderte tun.
Im Sekundentakt hält irgendein ein Auto, man ruft seinen Wunsch durch das offene Fenster und erfährt, dass es woanders hingeht. Bevor es sich also ergibt, dass ein Auto hält, das zufällig nach Chirchik fährt und freien Platz für drei Personen hat, vergeht einige Zeit der Ungewissheit.

Muhriddin stellt sich der Aufgabe und nach einer knappen halben Stunde ist er erfolgreich. Dafür werden wir dann auch direkt vors Portal des Wohnheim-Areals gefahren (60 000 Sum). Nach acht Uhr bin ich in meinem Zimmer, ordne die Mitbringsel und strecke die Füße aus.

Was für ein Tag.

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