Heute ist ein heißer Tag mit mindestens 30 Grad. Sarvar hat sich angeboten (oder war eingeteilt), mich heute zu betreuen und er kam pünktlich um 10 zur Uni zusammen mit einer jungen Studentin aus dem 4. Semester. Sie war aufmerksam und freundlich, aber auch sehr schweigsam, vor allem auf Deutsch.
Sarvar schlug vor, den afghanischen Markt zu besuchen, der auf usbekischer Seite des Flusses liegt. Die Fahrt dorthin über staubige Straßen – vierspurig – schien mir endlos, dann lag ein sehr weitläufiges Einkaufszentrum vor uns mit Grünflächen, Spielplatz, Hotels und Restaurants, anders als erwartet. Der Zugang allerdings war streng kontrolliert, mit Schranken, Passkontrolle und viel Uniformierten. Der Markt umfasst große, z.T. noch nicht ganz fertige, einstöckige Gebäude mit langen Gängen und den bekannten Ladenreihen und auf einem Gang sind speziell die afghanischen Geschäfte und die sehen fast so aus wie in der Kasbah, nur eben als Sonder-Abteilung in einer Mall. Sarvar kaufte sich gleich ein paar KLeidungsstücke für sein Kind, das demnächst zur Welt kommen wird. Seine Frau ist 19 und studiert noch an der Pädagogischen Hochschule.
Um den Gesamtkomplex zu verlassen, muss man wieder durch einen Kontrollbereich, in dem sich schon sehr viele Menschen mit Einkaufssäcken angesammelt hatten und die elektronische Kontrollanlage schien nicht so gut zu funktionieren. Die Stimmung der Uniformierten war angespannt und die der schwer beladenen Besucher schwankte zwischen Erregung und Resignation. So wie ich es von früher kenne, nur jetzt mit viel Elektronik und auch Frauen in Uniform. Ich hatte natürlich in der falschen Schlange gestanden und wurde wieder aussortiert zum Pass-Kontroll-Glaskasten, wurde fotografiert und scharf angeschaut und schließlich freigegeben.
Draußen warteten schon die Beiden im Auto und wir fuhren in ein bunt asiatisch gestaltetes Restaurant in der Stadt: In der Zwischenzeit war es heiß und staubig geworden, da tat die heruntergekühlte Atmosphäre gut. Leider war Sarvar nicht sehr gesprächig, sondern mit seinem Handy beschäftigt beim Essen und die Studentin war still und wollte angesprochen werden. Dann aber war auch nicht viel zu erwarten. Deshalb kam es mir entgegen, dass wir den Ausflug beendeten und ich ließ mich an der Uni absetzen.
Am Abend gegen 6 Uhr klopft es an der Tür und eine Studentin reicht mir in mehreren Tüten ein reichhaltiges Abendessen inklusive Kaffee-Maschine, Geschirr und Servietten. Übrigens fleischlos: Reis – dunkel und hell – mit Kartoffelbrei. An Essen wird es mir hier nicht mangeln.