Um neun Uhr hörte der Strom auf zu fließen, nicht nur im Wohnheim, auch im ganzen Universitätskomplex. Das Netz muss erweitert werden, hieß es. Lehrstuhlinhaber Sanakulov sitzt an seinem Laptop im fensterlosen Zimmer, ich mache die Stundenbesprechung auch im Halbdunkel, mit der Taschenlampenfunktion am Handy lesen wir die Aufschriebe.
Dann werde ich spontan zum Unterrichtsbesuch eines Zweitsprachen-Kurses eingeladen, der ist im Sonnen-erhellten Lehrerzimmer. Der Kollege hält eine Grammatik-Stunde vollständig auf usbekisch und redet wie ein Wasserfall. Der rauscht sozusagen an mir vorbei, bis ich hin und wieder unvermittelt nach dem richtigen Artikel von etwas gefragt werde. Das bringt mich dann gehörig in Verlegenheit, weil ich zwar die Artikel kann, aber sein Deutsch, das so usbekisch klingt, nicht verstehe.
Heute hätte ich noch einen Termin gehabt, nämlich eine Hospitation bei einer russisch-stämmigen Kollegin – jedenfalls hat sie mir gesagt, dass zuhause russisch gesprochen wird. Sie hat heute Kopfschmerzen und abgesagt. Und tatsächlich ist ein Wetterumschwung angekündigt, von heute 25 Grad auf morgen 13 Grad und nachts zwischen 2 und 5 Grad. Ich bin gespannt, wie sich das anfühlt. Die Hitze und Trockenheit der letzten Tage fand ich doch recht lästig. Bei uns in färbt sich im Herbst die Landschaft bunt, hier vertrocknet sie.