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Aus meinem Zimmer

Vom vor 2 Jahren

Es gibt in meinem Zimmer in der Ecke links oben einen Lautsprecher. Morgens und abends fängt es dort an zu knistern und zu rauschen, damit kündigt sich der Wohnheim-Funk an. Es ist immer eine Mädchenstimme, die ein Gedicht oder einen Text zum Tage vorträgt, dann folgt Rauschen und dann wieder Musik. Es ist sehr laut und ich hatte in meiner Not die Mütze darüber gehängt. Mit dem Ende, dass ich beim Verlassen des Zimmers meine Mütze nicht mehr fand. Wer schaut dazu schon in die Zimmerecke links oben?

* * *

Das ist mein Essplatz für Frühstück und Abendessen. Die Gemeinschaftsküche mit Kühlschrank und Herd usw. ist zwar gleich über den Flur, aber zumindest morgens bin ich lieber allein. Rechts unten ist die Plastik-Abteilung: Die Plastikflaschen und die Plastikbeutel für die Plastikbeutel, die man beim Einkaufen bekommt. Wenn ich auch nur eine oder zwei Bananen kaufe, kommt das in eine Tüte, eine Schachtel Teebeutel bekommt eine Tüte, das Brot kommt in die Tüte usw. Kein Papier. Ich gehe nachhause mit einer Plastiktüte voller Plastiktüten, darin meist schon verpackte Waren wie z.B. Butter, Tee, Käse etc. Spätestens wenn ich aufräume und abreise, werde ich fragen, wohin damit.

Was es übrigens nicht gibt auf dem Tisch, das ist ein Messer. Ich vermutete aus Sicherheitsgründen, aber irgendwann wird mir klar: Es gibt keine Messer, weil nicht mit Messer gegessen wird. Nicht zuhause und nicht im Restaurant, der Teestube oder Imbiss-Bude. Es wird einfach alles löffelfertig serviert und wenn das Fleischstück größer ist, dann wird es mit dem Löffel zersäbelt – oder gleich mit den Fingern gegessen. Das Messer in diesem Schild ist irreführend.

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