Jetzt hat es mich doch erwischt und ich habe die Nacht und den Morgen zwischen Bett und Klo verbracht. Ich werde das Essen bis auf Weiteres verweigern.
Die Konferenz zu „Bildungsfragen in Usbekistan“ war hochoffiziell und die Beiträge waren streng getaktet: entweder 5 oder 10 Minuten. Das habe ich nicht eingehalten, zwar habe ich gekürzt und auch früher aufgehört, aber Zamiras Übersetzung war noch länger als meine Ausführungen. Danach ging’s zum Kuchenbuffet und ich hatte sofort zwei Teller mit Kuchenstückchen vor mir und aus war’s mit den guten Vorsätzen.
Jedenfalls war das eine merkwürdig steife Veranstaltung, ziemlich zeremoniell und auch ein wenig großspurig – und für Zamira und mich eher frustrierend. Schließlich musste ich für den Uni-Funk noch zweimal in ein Mikrofon sprechen, wie schön es hier ist. Auch reichte mir ein älterer Herr seine kyrillische Visitenkarte, Universität Taschkent, und wollte Kontakt aufnehmen. Wie das gehen soll, ist mir ein Rätsel. Zamira wird das richten müssen.
Und noch ein schönes Erlebnis: Ich musste mich wieder registrieren lassen. Dieses Mal in der Stadt. Dazu fuhr Aziz U., der Russisch-Dekan, mich und Samira in die Stadt, was eine halbe Stunde dauert, zu einer Behörde, wie sie bei uns das Rathaus darstellt. Dort ließ ich mich fotografieren und alle zehn Finger scannen und ich war jetzt endgültig erfasst. Während der Wartezeit veranstalteten wir kleine grammatische Sprachvergleiche, russisch, usbekisch, deutsch und finnisch – bis auf deutsch alles aglutinierende Sprachen – und es wurde recht kurzweilig dadurch. Mit Aziz kommunizierte ich auf der Rückfahrt noch via Übersetzungsprogramm im Smartphone, und zum Schluss tippte er in sein Handy das alte usbekische Sprichwort: Eines Tages trinken wir einen Tee zusammen.
Apropos „Essen verweigern“: Es ging nicht! Anstatt weniger zu bringen, war es wieder viel, aber eben „nur“ magenschonende Suppe, Kefir, Brot, Trauben und Äpfel, gekocht und geliefert von Leila aus der Englisch-Abteilung. Ich habe letztere zu den Äpfeln und Nüssen vom Vortag gelegt.